Siem Reap ist das Tor nach Angkor Wat und damit ganz automatisch ein Teil des touristischen Pflichtprogramms. Die Stadt liegt gerade einmal 5 Kilometer südlich der Tempelanlagen. Die Tempel gelten zu recht als Achtes Weltwunder und sind die mit Abstand größte Attraktion des Landes.
Die Stadt ist der touristische Hotspot Kambodschas. Touren nach Siem Reap kann man sogar in Bangkok buchen, für einen nicht unerheblichen Teil der Besucher ist Siem Reap sogar der einzige Stopp in Kambodscha. Entsprechend niedrig sollte man seine Erwartungen schrauben.
Die gute Nachricht ist: Siem Reap ist lange nicht so schlimm, wie man nach dieser Einleitung glauben könnte. Tagsüber ist es sogar richtig ruhig, da sich kaum ein Tourist in der Stadt aufhält. Der Fairness halber sei aber auch erwähnt, dass die Stadt im Sinne von Sehenswürdigkeiten so gut wie nichts zu bieten hat. Es ist aber nicht alles schlecht.
TIPP: Sehr gute Tagestour in kleiner Gruppe von Siem Reap nach Angkor Wat: Mehr Infos und Buchung
Siem Reap ist Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und liegt nahe des berühmten Tonle Sap Sees. Die Stadt mag einem nicht unbedingt riesig vorkommen, hat immerhin aber knapp 140.000 Einwohner. Vermuten würde man das wohl nicht. Alles wirkt überschaubar und das obwohl Siem Reap die am meisten boomende Stadt von ganz Kambodscha ist.
Der Name Siem Reap bedeutet entweder „Siams Niederlage“ (in Anlehnung an eine Darstellung auf einem Flachrelief) oder aber „Der Glanz Siams“. Siam ist der alte Name Thailands. In Anbetracht der Tatsache, dass die Stadt über Jahrhunderte einer der Hauptgrenzübergänge war, tendiere ich fast zur letzteren Interpretation.
Ein paar Worte zur Geschichte will ich dann auch noch verlieren. Angkor gehörte bis zum Jahr 1907 zu Siam. Die Franzosen annektierten es und gaben den Tempelkomplex an Kambodscha. Kambodscha war zu dem Zeitpunkt theoretisch französisches Protektorat, de facto aber Teil von Französisch Indochina (also Kolonie). Thailand selbst wurde nie kolonisiert, musste hier und da allerdings Kompromisse machen. Angkor war scheinbar ein solcher. Welches Potenzial die Tempel hatten, war da aber auch noch unbekannt.
Das Grenzgebiet ist bis auf den heutigen Tag umstritten und sorgt nach wie vor für Spannungen zwischen den beiden Ländern. Bisher gab es keinen offenen Krieg zwischen Thailand und Kambodscha, aber man lässt keine Möglichkeit aus, sich zu provozieren. Nicht umsonst gab Kambodscha dem wegen Korruption exilierten Ex-Premierminister von Thailand (Taksin Shinawatra) politisches Asyl, welches der nutzte um an seinen Umsturzplänen zu arbeiten. Das Resultat waren blutige Ausschreitungen in Bangkok.
Für Angkor selbst war der Zuschlag gut. Die Franzosen in Form der École Française d’Extrême Orient kümmerten sich um die Restauration des Tempelkomplex und verwandelten ihn in eine Touristenattraktion. Die ersten 200 Besucher kamen angeblich schon im Jahr der Annektierung. Siem Reap – bis zur Wiederentdeckung von Angkor im 19 Jahrhundert nicht mehr als ein Dorf – erlebte einen beispiellosen Boom. Wer als Tourist nach Angkor wollte, kam an Siem Reap einfach nicht vorbei. Dabei ist es bis heute geblieben.
Sight Seeing
Siem Reap gliedert sich im Wesentlichen in fünf Stadtteile: French Quarter, den Bereich um den alten Markt (Old Market), Taphul Village, Wat Bo und Wat Damnak.
Der interessanteste Teil der Stadt liegt sicher im Einzugsgebiet um Pub Street nahe des Alten Marktes. Pub Street ist so etwas wie die kambodschanische Variante der Kao San in Bangkok außer dass sie deutlich kleiner ist und es nicht ganz so übel stinkt wie in der thailändischen Hauptstadt.
In der Gegend gibt es einige sehr empfehlenswerte Pensionen, Restaurants, Bars, einen Arzt, den Markt und für ganz Unbelehrbare auch ein paar „Attraktionen“. Quasi nebenan ist das French Quarter, ein paar Minuten Wanderung am Fluss entlang und man ist am Royal Garden und dem königliche Palast. So groß ist Siem Reap nicht und man kann jederzeit auf das Moped-Taxi oder ein Tuk Tuk ausweichen. Mehr als ein bis zwei Dollar kostet die Fahrt nie.
Nach Siem Reap kommt man, um sich die Tempelanlagen von Archäologischen Parks Angkor anzusehen (Angkor Archaeological Park). Es gibt einen Pass der für den gesamten Park gilt. Man hat die Wahl zwischen einer Tageskarte, drei oder sieben Tage Pass. Der drei Tage Pass kostet mittlerweile über 60 USD Dollar. Das ist kein Schnapper aber es lohnt sich, wenn man mehr als nur die „kurze Tour“ machen will. Der sieben Tage Pass ist eher was für Enthusiasten. Die Pässe sind nicht übertragbar und mit Foto! Schummeln geht also nicht.
Die einzelnen Tempel werde ich in jeweils gesonderten Artikeln besprechen, zu den Touren aber schon mal so viel. Es gibt die kurze, die lange und die ganz lange Tour. Die kurze Tour umfasst die berühmtesten Tempel, sprich Ankor Wat, Angkor Thom mit Bayon, Baphuon und der Elefantenterrasse, gefolgt von Ta Keo und dem wohl schönsten aller Tempel: Ta Prohm.
Die lange Tour sollte eigentlich die „weite Tour“ heißen. Sie führt über die etwas weiter außerhalb gelegenen Tempel. Dazu zählen Phrea Khan, Neak Pean,Ta Som, East Mebon und Pre Rap. Das sind nicht unbedingt alles Kracher, alles in allem würde ich trotzdem sagen: Empfehlenswert.
Die „ganz weite Tour“ führt nach Banteay Srey und Kbal Spean. Alles in allem fährt man über 100 Kilometer und das ist ein ziemlicher Ritt. Mit dem Moped würde ich mir das nicht antun. Ich tendiere also zu einer Empfehlung fürs Tuk Tuk. Die Fahrer neigen dazu, für die Tour ganz besonders viel zu kassieren. Den Preis vorher klären!
Banteay Srey ist fantastisch aber extrem überlaufen. Dahin sollte man entweder ganz besonders früh oder eher spät fahren/. Die Fahrer sind flexibel! Als Teil der Tour kann man auch im Landminen-Museum 6 Kilometer südlich von Banteay Srey halten.
Die Touren variieren bis zu einem gewissen Grad. Mindestens die „kleine Tour“ sollte man gemacht haben. Der Rest ist optional, sprich das entscheidet man am besten den eigenen Umständen (Zeit und Interesse) entsprechend. Man kriegt sich mühelos für 3 Tage beschäftigt, so viel sage ich dazu.
Um den Angkor Archaeological Park zu erkunden kann man ein Fahrrad mieten (höchstens für die kleine Tour), ein Mopedtaxi oder Tuk Tuk. Daneben gibt es noch die (teure) Variante Auto mit Fahrer und optionalem Führer. Als ich das letzte Mal da war, durfte man keine Mopeds zu mieten. Das mag erstmal unschön klingen, weil der eine oder andere vielleicht lieber auf individuelle Tour geht. Auf der anderen Seite haben die Tuk Tuk Fahrer oft ein paar gute Tipps oder führen einen zu interessanten Plätzen abseits der Touristenpfade. Außerdem wollen die auch leben.
Den Preis sollte man vorher aushandeln. Die Hotels haben oft Fahrer ihres Vertrauens, es ist also keine ganz schlechte Idee, das über die Rezeption zu machen. Empfehlen würde ich – trotz des höheren Preises – das Tuk Tuk. die Sonne brennt mörderisch und nur auf die Art kann man zwischen durch die Füße hochlegen und etwas Schatten genießen. Gerade bei den längeren Touren lernt man das schätzen.
Wichtigstes Utensil neben der Wasserflasche ist Sonnencreme mit hohem Lichtfaktor!
Der Vollständigkeit halber will ich erwähnen, dass es in Siem Reap das Angkor National Museum gibt, ich war aber nicht drin.
Heftig beworben werden die schwimmenden Dörfer. Diese Trips sind alles in allem ein Scherz und so derartig touristisch, dass ich davon einfach nur abraten kann. Es ist übrigens egal, ob man allein kommt oder in der Gruppe. Die Dörfer sehen individuelle Besucher nicht gern. Bei Touren ist alles vorher abgesprochen und – viel wichtiger – bezahlt. Bei den Floating Villages geht es nur um Bakschisch!
Wer denkt, es unbedingt gesehen zu haben müssen, Kampong Phluk Floating Village ist etwas besser als das am Fährhafen.
Unterhaltung
In der Gegend um Pub Street brennt abends die Luft. Es gibt zahllose Bars für jeden Geschmack. Etliche der Läden haben anständige Livemusik, man muss sich also nur noch für oder gegen Klimaanlage entscheiden. Eine generelle Empfehlung gebe ich nicht ab, viel falsch machen kann man nicht.
Die Preise in Kambodscha sind insgesamt recht moderat. Im Vergleich zum Rest des Landes ist es hier zwar etwas teurer, aber Siem Reap ist das Tor nach Angkor Wat und damit ganz automatisch DIE Touristenhochburg. So gesehensind die Preise aber eine eher angenehme Überraschung.
Bei den Restaurants kann man ähnlich wenig falsch machen, wie bei den Bars. Das Essen ist generell gut und die Speisekarten liegen aus. Der einzige vernünftige Tipp ist also, sich umzuschauen, zu vergleichen und dann dorthin zu gehen, wo es einem am besten gefällt. Bei 5 Dollar für ein „teures“ Abendessen kann man sich eigentlich nicht beschweren, Pfennigfuchser können getrost entspannen und einen Ruhetag einlegen. Billiger als Kambodscha geht fast nicht.
Unterkunft
Mein absoluter Favorit ist das Prohm Roth Guest House in der verlängerten Pub Street. Es ist günstig gelegen, sauber, ruhig, hat kostenloses WiFi and fast am Wichtigsten: Die Leute dort zählen zum freundlichsten und hilfreichsten was ich jemals gesehen habe. Zimmer starten um die 6 Dollar (ohne Klimaanlage), die geräumigen und hellen Zimmer mit Klimaanlage liegen bei 12-18 Dollar. Unbedingt reservieren! Die bieten auch einen kostenlosen Pickup Service an.
Prohm Roth Guest House
251 Pub Street extension
Old Market Area
Empfehlenswert sind daneben auch das Two Dragons Guesthouse gleich um die Ecke am Wat Bo, Palm Garden Lodge in der Soksan street und Lisa Guesthouse in der Sivuth Road.
Tuk Tuk Fahrer am Busbahnhof haben die Tendenz, einen dahin zu fahren, wo sie die höchste Kommission bekommen. Einfach standhaft bleiben und auf die Adresse bestehen (wenn man sich denn vorher schlau gemacht hat).
Gut zu wissen:
In Siem Reap gibt es ein ordentliches Krankenhaus (Royal Angkor International Hospital, National Route 6). Es mag nicht unbedingt billig sein, entspricht aber westlichen Standards. Eine Reisekrankenversicherung hat zudem wohl jeder, der noch halbwegs bei Trost ist.
Hin und Wegkommen
Es gibt eine regelmäßige Busverbindung von und nach Phnom Penh. Der Bus fährt über Kampong Thom und kostet um die 10 Dollar. Ein kostenloser Pickup vom Hotel ist im Preis inbegriffen.
Die zweite Möglichkeit, nach Phnom Phen zu kommen, ist das Boot. Es dauert länger und ist auch nicht komfortabler, dafür sieht man ein wenig was vom Tonle Sap. Das ist immerhin der größte Süßwassersee von Südostasien.
Es gibt einen internationalen Flughafen in Siem Reap. Er ist etwas außerhalb der Stadt, wenn man ein Hotel im Voraus gebucht hat, holen die einen ab. Ansonsten kostet 4-7 Dollar.
Hinweis: Kambodscha nimmt es von den Lebenden. Die Abflugsteuer (Departure Tax) für internationale Flüge liegt bei stolzen 25 Dollar pro Nase. Ausreichend Bargeld mitbringen! Inlandflüge nach Phnom Penh kosten weniger. Sechs Dollar sind aber immer noch zu berappen.
Wie es sich für eine Touristenhochburg gehört, kommt man per Tourbus fast überall hin. So gibt es zum Beispiel Verbindungen nach Pakse und Don Det (4000 Islands) in Laos. Diese Touren müssen im Reisebüro (die meisten Hotels erledigen das) gebucht werden. Ein Laos Visum bekommt man für rund 30 Dollar an der Grenze.
Die Mehrzahl der Besucher kommt bemerkenswerter Weise aus Thailand. In Bangkok, Ko Chang, Chiang Mai und vermutlich allen anderen Touristenhochburgen des Nachbarlandes werden Touren nach Siem Reap angeboten. In aller Regel sind diese Pakete eine einzige Abzocke. Von Bangkok zum Beispiel kommt man schneller und billiger nach Siem Reap, wenn man individuell reist. Am Einfachsten nimmt man den Zug nach Aranyaprathet, dann über die Grenze (Poipet) und von dort mit dem Bus.
Der Bus von Poipet kostet 10 Dollar und fährt, wenn er voll ist. Wer etwas anderes sagt lügt! Ein Visum kostet immer 20 Dollar, auch wenn einem die Leute auf der Thai-Seite etwas anderes erzählen. Es gibt keine Express Visa. Die Reisebüros versuchen, ahnungslose Touristen abzuzocken.
Der einzige Tipp, den ich geben kann, ist einfach jeden der absolut schwachsinnigen Ratschläge an der Grenze zu ignorieren und sich auf keinerlei Gebühren für „Abkürzungen“ einzulassen. Siehe auch Visum
Auch die Auskunft, dass man in Kambodscha keine Baht tauschen kann oder es keine Geldautomaten in Siem Reap gibt, ist falsch. Was stimmt ist, dass man nur US Dollar an den Automaten bekommt, das ist allerdings auch die allgemein akzeptierte Währung in Kambodscha. Riel bekommt man meist als Wechelsgeld. Riel sind außerdem praktisch für Kleinbeträge, wenn man zum Beispiel eine Flasche Wasser kaufen will.
Auf einen Blick:
- Siem Reap ist das Tor nach Angkor Wat.
- Es liegt am gleichnamigen Fluss und nahe des Tonle Sap Sees.
- Obwohl es eine Touristenhochburg ist, sind die Preise moderat und die Stimmung entspannt.
- Vorsicht bei Pakettouren von Thailand. Die Abzocke an der Grenze ist eine weithin bekannte Masche.
- Mit rund 140.000 Einwohnern ist Siem Reap auf dem Papier eine Großstadt, sie wirkt aber nicht so. Fast alles kann erlaufen werden, Tuk Tuks sind billig.
- Das beste Nachtleben findet sich um Pub Street. Hier gibt es auch viele Budget Hotels.
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