Koh Kong

Koh Kong

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Koh Kong ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Südwesten Kambodschas. Die meisten Besucher kommen eigentlich nur aus einem Grund; der Grenzübergang nach Thailand liegt knapp 10 Kilometer hinter der Stadt. Koh Kong ist damit eine der wenigen Alternativen zu Poipet. Wen es eher nach Sihanoukville als nach Siem Reap zieht, der ist mit der Route über Koh Kong deutlich besser bedient.

Eine nagelneue und über weite Strecken malerische Straße (Nummer 48) geht von Koh Kong ganze 138 Kilometer bis nach Sre Ambel, wo sie in den National Highway 4 mündet. Das ist die Route Phnom Penh – Sihanoukville. Die Brücke zum eigentlichen Grenzübergang wurde erst 2002 fertig gestellt.

Auf der touristischen Landkarte ist die Stadt erst seit recht kurzer Zeit. Bis Ende der 90er Jahre war die Gegend mehr oder weniger Sperrgebiet. Es war eines der letzten Rückzugsgebiete der Roten Khmer und entsprechend unsicher. Es gab regelmäßige Gefechte mit Regierungstruppen.

Dazu kamen eine miserable Straßenanbindung, Schmuggel, Drogen und illegales Glücksspiel. In der Hinsicht war Koh Kong ein typisches Grenzstädtchen. Was es von anderen abhob, war – neben den bewaffneten Rebellen im Wald – die ungezügelte Prostitution mit ihren drastischen Konsequenzen. Die AIDs Rate war zeitweise erschreckend hoch.

Die Stadt lag selbst für kambodschanische Verhältnisse abgelegen. Bis zum Bau der Straße war Koh Kong am ehesten noch per Boot zu erreichen. Der einzige Tourismus in jenen Tagen waren Leute auf der Flucht vor dem Gesetz, Banditen und Holzfäller. Hauptindustrie neben Schmuggel und Prostitution war nämlich illegaler Raubbau. Koh Kong ist umgeben von malerischen Wäldern. Das Kardamom Gebirge liegt weniger als eine Stunde flussaufwärts.

Koh Kong war also ein Sündenpfuhl und Banditennest. Wer nicht gerade mit Tropenholz oder ansonsten geschützten Tierarten handelte, machte einen möglichst weiten Bogen um die Stadt. Einzige Ausnahme waren Glücksspieler, die sich in ansonsten illegalen Kasinos vergnügten. Wichtigste Zielgruppe waren und sind – wie auch in Poipet – spielfreudige Thai. In Thailand ist jegliche Art von Glücksspiel (zumindest um Geld) gesetzlich verboten. Da bieten sich zwielichtige Grenzposten im benachbarten Ausland natürlich an.

Mit der neuen Straße hat sich einiges geändert, viel zu sehen gibt es in Koh Kong allerdings immer noch nicht. Das mit dem Banditennest im „Wilden Westen“ hört sich zwar ganz spannend an, ist aber nicht unbedingt fotogen.

Ahnungslosen Touristen wird gern das „Red House“ als Attraktion verkauft, was es aber nicht ist. Immerhin sagt es viel über Koh Kong aus. Spontan erinnert man sich da an das Gleichnis vom Ort, wo der Hund begraben liegt. Immerhin ist der Weg zum „Red House“ ganz nett und eine interessante Geschichte gibt es dazu auch.

Gebaut wurde es, weil König Norodom Sihanouk sich zu Besuch angekündigt hatte. Ob Gerücht oder Spekulation (ich traue Bauunternehmern so ziemlich jede Schlechtigkeit zu), man errichtete dem König jedenfalls eine halbwegs standesgemäße Residenz. Gekommen ist er dann natürlich nicht, aber was man hat, hat man. Und sei es nur um Touristen zu veralbern.

Wildwestgeschichten gibt es in Koh Kong allerdings noch mehr. 1984 zum Beispiel wurde die Stadt von den Roten Khmer erobert und für einen Tag und eine Nacht gehalten. Die Khmer prahlten per Radioansprache damit, bei der Gelegenheit über 1000 vietnamesische Soldaten getötet zu haben.

Dass die Roten Khmer nicht nur politische Ambitionen hatten und genauso korrupt und geldgierig wie alle anderen sind, bewiesen sie 1998. Bei der Gelegenheit attackierten sie das zum Koh Kong International Resort gehörende Kasino direkt vor den Toren der Stadt. Dabei gingen sie wenig zimperlich vor.

Berichten zufolge rückten sie mit Mörsern und Panzerabwehrraketen an. Ein thailändischer Glücksspieler wurde dabei verletzt. Das nicht mehr passierte lag wohl daran, dass sie 6 Uhr in der Früh attackierten. Hinterher kam heraus, zumindest sagt das die Gerüchteküche, dass besagtes Kasino mit den Schutzgeldzahlungen im Verzug war. So ein bisschen Kapitalismus spielten die Khmer Rouge also doch.

 

Sachen zum Machen

In der Hinsicht herrscht ziemlich Fehlanzeige. Man kann per Boot zum Beach 2000, der ganz nett ist und recht populär bei den Einheimischen. Etwas flussaufwärts kommt man an das Kardamon Gebirge, was zumindest eine recht eindrucksvolle Kulisse bildet. Dort gibt es dann auch einen Wasserfall und ein paar Stromschnellen.

Direkt an der Grenze liegt (bzw. lag) Koh Kong Safari World, welches sich trotz anders lautender Gerüchte tapfer hielt. Der einzige (für mich vorstellbare) Grund, sich die 12 Dollar (Einheimische 8$) Eintritt anzutun, war aber wohl, wenn man quengelnde Kinder mithat. Wie ich höre sind die jetzt doch umgezogen.

Ansonsten gibt es in Koh Kong eigentlich nichts zu tun. Da bleibt dann wieder nur das Kasino.

 

Unterkunft und Essen

Der einzige sichtbare Vorteil des überschaubaren Angebotes an Attraktionen sind die moderaten Preise. Anmerken würde ich lediglich, dass Kambodscha insgesamt spottbillig ist und es eigentlich keinen Sinn macht, ausgerechnet hier zu geizen. Aber so Leute soll es ja geben. Das Angebot an Billigunterkünften ist auf jeden Fall reich.

Das Ottos ist quasi eine Institution. Es war das erste Etablissement der Stadt, welches sich auf Backpacker spezialisierte. Tatsächlich wirken die Zimmer so, als hätten schon Generationen von wenig betuchten, hier ihre Rucksäcke abgestellt.

Sehr viel angenehmer ist das Koh Kong Guesthouse. Billige Zimmer der Kategorie klein aber nett und ein ziemlich gutes Restaurant machen es zur Absteige der Wahl, für Sparsame.

Empfehlenswert ist auch das Asean. Schick und sauber, oft aber ein Opfer seiner Popularität (sprich voll).

Am anderen Ende der Skala ist die Rainbow Lodge 25 Kilometer außerhalb der Stadt. Hier ist alles Öko. Die Hütten liegen einfach spektakulär und haben einen tollen Blick über den Fluss. Mit Preisen ab 40 Dollar ist es kein Schnäppchen aber es ist was Besonderes. Und Essen ist inklusive. Zudem organisiert die Rainbow Lodge Trekking Touren und Bootsausflüge an die Stromschnellen oder Sonnenuntergang auf dem Fluss. Schon aufgrund der Lage mitten im Dschungel sieht man allerlei Getier. Dazu zählen jede Menge Vögel, Echsen und Insekten, dem Vernehmen nach gibt es auch Gibbons in der Gegend.

Hin und Wegkommen

Es gibt Busse von Phnom Penh und Sihanoukville, sprich der Bus aus Phnom Penh fährt nach Sihanoukville und dann weiter nach Koh Kong. Die Alternative sind Minibusse. Sie sind der Regel zwar recht unbequem, fahren im Fall Phnom Penh allerdings direkt und vor allem je nach Bedarf.

 

Zum Grenzübergang Cham Yeam kommt man am besten per Moto (Mopedtaxi).

Auf einen Blick:

  • Koh Kong ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz im Südwesten Kambodschas.
  • Der Ort liegt nahe des Grenzübergangs nach Thailand.
  • Koh Kong galt bis Ende der neunziger Jahre als zwielichtig und hochgradig gefährlich.
  • Seit dem Bau der neuen Straße ist die Stadt auch auf der touristischen Landkarte Kambodschas und zwar abseits vom Glücksspiel.
  • In der Nähe liegt das Kardamon Gebirge. Es gibt einen Wasserfall, Stromschnellen und den populären Beach 2000.